Viele Handlungen für eine nachhaltige Entwicklung können und sollen auf individueller Ebene gemacht werden, dies wird allerdings nicht reichen. Es braucht auch Handlungen auf gesellschaftlicher Ebene.       

Organisationen wie Unternehmen können hierbei eine wichtige Rolle spielen und dies insbesondere auf den folgenden zwei Ebenen: in ihrem Unternehmen selbst und über die angebotenen Produkte und Dienstleistungen.

Im Unternehmen selbst kann beispielsweise beim Thema Treibhausgasemissionen (THG) angesetzt werden. Die Büro- und Produktionsgebäude werden beheizt, gekühlt, belüftet und mit Strom für Beleuchtung, Computer und Produktion versorgt. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Mobilität der Mitarbeitenden. Sie pendeln zur Arbeit, müssen vielleicht aber auch tagsüber Aussentermine wahrnehmen. Auch Veranstaltungen, die organisiert werden, je nach Erreichbarkeit und offerierten digitalen Alternativen (Stichwort: hybride Konferenzen) stossen THG aus. Ein weiterer Punkt ist die Verpflegung. Je nach angebotenen Nahrungsmittel in der Kantine oder bei Veranstaltungen sind die Auswirkungen unterschiedlich.

Nachhaltigkeit ist aber breiter zu verstehen als die emittierten Treibhausgase. Organisation können auch die Biodiversität (z.B. Flächen begrünen), die Diversität (z.B. mehr Frauen in Führungspositionen) und die Bildung (Weiterentwicklung von den Mitarbeitenden) fördern.

Zu einer nachhaltigen Entwicklung kann aber auch über die angebotenen Produkte und Dienstleistungen beigetragen werden. Für das Anbieten einer Dienstleistung verbraucht ein Unternehmen meist nicht mehr Ressourcen als die bereits oben erwähnten. Dennoch ist der Einfluss, den ein Unternehmen hier auf seine Kund:innen hat, gross. Als Architekt:in kann ich besonders gut isolierte Gebäude entwerfen. Als Strategieberater:in kann ich empfehlen, das Thema Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie aufzunehmen. Als Kommunikationsagentur kann ich meine Kund:innen dazu animieren, Nachhaltigkeitsthemen in die interne und externe Kommunikation aufzunehmen. Die Breite des Themas Nachhaltigkeit erlaubt es, jede Dienstleistung in die Richtung einer enkeltauglichen Zukunft zu lenken.

Physische Produkte werden mit verschiedenen Teilen, Materialien und Prozessen erstellt. Hier kann an unterschiedlichen Punkten angesetzt werden. Einer der wichtigsten Schritte ist bereits zu Beginn, beim Design von Produkten und der Wahl von Materialien und Lieferant:innen, über Nachhaltigkeit nachzudenken. Indem beispielsweise Teile demontierbar und reparierbar sind. Auch nicht zu unterschätzen sind neue Geschäftsmodelle, die die Langlebigkeit eines Produkts fördert, zum Beispiel indem die Nutzung des Produkts und nicht der Besitz des Produkts im Vordergrund steht, wie bei Auto- oder Velosharing-Angeboten oder indem das Licht eingekauft wird und nicht die Lampe an sich (wie bei Philips Lighting Circular Lighting Service-Modell).

Um einen eigenen Nachhaltigkeitsprozess in einem Unternehmen zu starten, braucht es zwei Ebenen. Zum einen muss das Thema Top-Down getragen werden. Das Thema Nachhaltigkeit ist vielfältig und betrifft alle Abteilungen, deshalb ist es extrem wichtig, dass die Geschäftsleitung sich für das Thema stark macht und es in die Organisationsstrategie integriert. Zum anderen ist es aber auch wichtig, das Thema Bottom-up einfliessen zu lassen.

Da alle Abteilungen betroffen sind und es sich um einen Transformationsprozess handelt, müssen die Mitarbeitende im Prozess mit auf den Weg genommen werden. So können die relevanten Massnahmen umgesetzt werden und die Transformation wird besser akzeptiert. Es müssen nicht von vornherein alle Mitarbeitenden auf dem Weg mitgenommen werden, wichtig ist allerdings, dass die am Anfang involvierten Personen für das Thema intrinsisch motiviert sind und dass möglichst alle betroffenen Abteilungen repräsentiert sind.

Text: Clara Esteve und Karin Inauen für OstSinn in Partnerschaft mit "Die Ostschweiz"
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/wie-kann-nachhaltigkeit-in-organisationen-konkret-umgesetzt-werden-b6WxW4