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Stefan

Lebensraum für Pflanzen und Tiere schaffen

Stadtgrün St.Gallen ist verantwortlich für die Parkanlagen, Strassenbäume, Friedhöfe, sowie Spiel-, Sport- und Schulanlagen auf St.Galler Stadtgebiet. Zusätzlich betreibt Stadtgrün den Botanischen Garten und ist für den Natur- und Landschaftsschutz verantwortlich. Wir haben ein Interview über Biodiversität mit Adrian Stolz, dem Leiter von Stadtgrün, geführt.

 

OstSinn: Wenn man Stadtgärten und Parks besucht, erkennt man grosse Unterschiede. Sie werden auch von Epochen und Moden geprägt. Wenn man zum Beispiel das Grabenpärkli in St. Gallen anschaut, sieht man, dass die Blumen wild angepflanzt wurden. Warum sieht es so aus?

Adrian Stolz: Aus heutiger Sicht müssen Parks möglichst multifunktional genutzt werden können. Das heisst, es soll Platz haben zum Verweilen, Ausruhen oder Spielen, es sollen aber auch Flächen für die Biodiversität zur Verfügung stehen. Das Grabenpärkli weist nur eine kleine Fläche auf und ist umgeben von intensiv genutzten Verkehrsflächen, eine kleine Oase. Es gibt eine sehr durchdachte Staudenpflanzung, die während der Vegetationsperiode immer blüht und zu vielen positiven Reaktionen führt. Mitten im Park steht das Kunstwerk von Roman Signer und am Rand des Parks laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein.

Man hört immer wieder von einem grossen Rückgang der Biodiversität. Was heisst Biodiversität genau und worauf ist in einer Stadt besonders zu achten?

Biodiversität umfasst die Vielfalt von Ökosystemen, die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten und die genetische Vielfalt. Wir haben als Menschen die Verantwortung, diese Biodiversität zu erhalten, in unserem eigenen Interesse.

In der Stadt ist die Biodiversität zum Teil höher als auf dem Land, weil die Stadt ganz unterschiedliche Lebensräume bietet. Es ist aber eine Herausforderung trotz der immer intensiveren Nutzung und der dichteren Bebauung die Biodiversität zu erhalten. Zusätzlich ist die Vernetzung unter den Lebensräumen sehr wichtig, damit zwischen den Arten ein Austausch stattfinden kann und es nicht zu einer genetischen Verarmung kommt.

Sie arbeiten in der Stadt St. Gallen und sie fördern Biodiversität. Was können andere für die Förderung der Biodiversität machen?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Wenn man HauseigentümerIn ist, kann man die Umgebung des Hauses ökologisch wertvoll gestalten. Gewisse Bereichen können mit einheimischen Büschen bepflanzt werden oder es können möglichst viele unterschiedliche Lebensräume geschaffen werden, wie zum Beispiel Blumenweisen, Ruderalflächen, Trockensteinmauern oder Asthaufen. Eine andere Möglichkeit ist die Begrünung des Hausdaches oder der Fassade.

Mieterinnen und Mieter können bei der Hausverwaltung nachfragen, ob die Liegenschaft ökologisch aufgewertet werden könnte oder sie bringen gleich konkrete Vorschläge ein. Die Förderung von Biodiversität kann auch ganz im Kleinen gemacht werden, beispielsweise auf dem Balkon mit einigen Pflanzen in Töpfen.

Ausserhalb des Wohnumfeldes kann man sich beispielsweise bei Arbeitseinsätzen von Naturschutzorganisationen engagieren.

Es gibt zahlreiche nachhaltige und ökologische Möglichkeiten und Massnahmen. Biodiversität bedeutet auch Wohnqualität. In der Stadt gibt es zum Beispiel das Projekt Burgweiher. Würden Sie bitte darüber erzählen?

Lebensqualität für die Bevölkerung ist wichtig in einer Stadt. Untersuchungen zeigen, dass die Menschen naturnahe Grünräume sehr schätzen. Entsprechend ist es wichtig, dass es im unmittelbaren Wohnumfeld kleinere und grössere Grünräume gibt.

Im Jahr 2019 konnte die Stadt das Burgweiherareal kaufen und im Juni 2020 der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Gebiet liegt westlich des Stadtzentrums, ist rund 9.5 ha gross und umfasst zwei Weiher. Stadtgrün hat mit einem Wegnetz und drei kleinen Plätzen mit Sitzbänken das Gebiet nicht nur für die Bevölkerung geöffnet, sondern auch zusätzliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen. Anfang November wurden knapp 20 Hochstamm-Obstbäume, zwölf grosskronige Laubbäume und knapp 4000 Quadratmeter Hecken mit einheimischen Büschen gepflanzt.

 

Interview Kata Piroch